Die 17 Nachhaltigkeitsziele: Umsetzung in der Stadt Worms

Marlene Pliszka
Die Sustainable Developement Goals (SDGs) sind ein Leitfaden für eine nachhaltige Zukunft. Der Klimaschutzmanager Martin Hassel berichtet in einem Gespräch wie die Stadt Worms zukunftsfähig gestaltet wird.

Nachhaltigkeit in Worms
Im exklusiven Interview mit Martin Hassel, dem Klimaschutzbeauftragten der Stadt Worms, erfahren wir, wie die Stadt die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) lokal verankert. Von fairer Energieversorgung über soziale Gerechtigkeit bis hin zu innovativen Projekten – Worms zeigt, wie kommunale Nachhaltigkeit konkret gelebt wird. Hassel gibt Einblicke in zentrale Maßnahmen, Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Agenda 2030 ergeben – und erklärt, welche SDGs für Worms besonders relevant sind.
Marlene: Herr Hassel, die Agenda 2030 ist ein ambitioniertes Vorhaben. Welche Rolle spielen die 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung aus Ihrer Sicht - ganz besonders für die Stadt Worms?
Martin: Nachhaltigkeit ist in Worms kein neues Thema. Bereits mit früheren Initiativen im Zuge der Lokalen Agenda 2010 und den vorangegangenen Millenniums-Entwicklungszielen (MDGs) wurde der Grundstein gelegt. Heute ist die Agenda 2030 eng mit dem Stadtleitbild verknüpft und zahlreiche Projekte bringen die SDGs in den kommunalen Alltag. Ein wichtiger Meilenstein war zum Beispiel der Stadtratsbeschluss, Worms zur Fair-Trade-Town zu machen. Zudem wird das Klimaschutzkonzept fortlaufend weiterentwickelt, wobei jede Maßnahme auf ihre Wirkung im Kontext der SDGs geprüft und entsprechend in Einklang gebracht wird.
Marlene: Die 17 Ziele gelten als Fahrplan in eine nachhaltige Zukunft. Welche SDGs sind für Worms von besonderer Bedeutung? Wo sehen Sie die größten Chancen für positive Veränderungen?
Martin: Auch wenn einzelne SDGs eine besondere Relevanz für Worms haben, zieht sich die Agenda 2030 durch alle Bereiche der Stadtverwaltung. Deshalb ist das SDG 11 – Nachhaltige Städte und Gemeinden von zentraler Bedeutung für alle Akteurinnen und Akteure innerhalb der Stadtverwaltung. Für mich im Bereich Klimaschutz liegt der Fokus allerdings klar auf dem SDG 13 – Maßnahmen zum Klimaschutz. Aber auch das SDG 7 – Bezahlbare und saubere Energie ist eine wichtige Aufgabe, die übergeordnet und ganzheitlich zu betrachten ist. Daneben finde ich besonders das SDG 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur, entscheidend für Worms. Das Gewerbe ist für uns von großer Bedeutung; ebenso, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, was dem SDG 8 – Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, entspricht. Neben ökologischen und wirtschaftlichen Schwerpunkten setzen wir auch im sozialen Bereich auf nachhaltige Veränderungen. So sind für uns genauso das SDG 5 – Geschlechtergleichheit sowie das SDG 10 – Weniger Ungleichheiten von zentraler Bedeutung, was durch die Besetzung der Migrations- sowie Gleichstellungsbeauftragten gewährleistet wird. Abschließend steht natürlich auch das SDG 16 – Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen über dem Weg der Stadt Worms in eine nachhaltigere und sozialgerechte Zukunft.
Marlene: Wir alle wollen sehen, dass sich etwas bewegt. Gibt es Methoden, die uns zeigen, wo wir stehen und wie wir uns verbessern müssen?
Martin: Ja, es gibt klare Methoden, um unseren Fortschritt - zum Beispiel im Klimaschutz - sichtbar zu machen! Aktuell wird das Klimaschutzkonzept aktiv aufgebaut – mit präzisen Messgrößen, die von Anfang an in jede Maßnahme integriert werden sollen. Das bedeutet: Jede Maßnahme wird nicht nur umgesetzt, sondern auch mit Zahlen und Fakten begleitet. Auch durch intensiven Austausch mit verschiedenen Akteursgruppen können wir unsere Strategien anpassen und bei der Umsetzung von Maßnahmen nachsteuern. Zudem evaluieren wir unsere Projekte und holen uns, wenn möglich, Rückmeldung von Bürgerinnen und Bürgern ein. Ein wichtiger Indikator ist zum Beispiel der Ausbau der von Photovoltaik. Da dieser kontinuierlich steigt, merken wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind und müssen weiter unterstützen, damit der Ausbau noch schneller voranschreitet.
Marlene: Wenn Sie drei Erfolgsfaktoren nennen müssten, die für die Umsetzung der SDGs entscheidend sind – welche wären das?
Martin: Nachhaltigkeit braucht Menschen, die sie mit Leben füllen. Drei Dinge sind dabei entscheidend:
1. Engagement nutzen und stärken: Menschen, die sich bereits engagieren, sind ein enormer Antrieb. Ihre Zeit, Energie und ihr Gestaltungswille sollten aktiv eingebunden werden. Ein Beispiel: Durch das Bürgernetzwerk Solar können engagierte Bürgerinnen und Bürger andere Interessierte direkt unterstützen und somit den Solarausbau in der Stadt enorm vorantreiben – eine Win-win-Situation für alle.
2. Die breite Masse sensibilisieren: Veränderung geschieht, wenn viele mitziehen. Dafür braucht es vielseitige Wege, um Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Das können direkte Gespräche sein, Medien, Veranstaltungen oder kleine Aktionen. So wird nicht nur informiert, sondern auch der Wille zur Veränderung gestärkt.
3. Vernetzung für mehr Wirkung: Wer gemeinsam handelt, hat mehr Motivation und Erfolg. Formate wie das STADTWANDELN bringen Engagierte zusammen, schaffen Austausch und Inspiration – und zeigen: Niemand ist allein auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.
Marlene: Nachhaltigkeit ist eine Aufgabe, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Was kann jeder Einzelne von uns tun, um einen Beitrag zu leisten?
Martin: Sich lokal zu engagieren ist entscheidend, die Veränderung vor der eigenen Haustür anzustoßen. Kleine Initiativen oder Gespräche über das Thema Nachhaltigkeit können Großes bewegen und vor allem inspirieren und motivieren. Vor allem das SDG 12 – Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion ist etwas, was jede und jeder von uns beeinflussen kann. Achtsam mit Ressourcen umzugehen, weniger zu verschwenden und bewusst zu hinterfragen, was man wirklich braucht, darauf kommt es an.
Für alle, die sich tiefer informieren wollen, gibt es den Nachhaltigkeits-Guide der Stadt Worms. Dieser zeigt, welche Herausforderungen es gibt und welche Lösungen vor der Haustür bereits existieren – eine wertvolle Orientierungshilfe für ein zukunftsfähiges Leben in Worms.
Marlene: Gibt es ein Projekt oder eine Initiative, auf das Sie besonders stolz sind und das Sie gerne mit unseren Bürgerinnen und Bürgern teilen möchten? Was macht dieses Projekt so besonders?
Martin: Neben dem Bürgernetzwerk Solar und unserem STADTWANDELN bin ich sehr stolz auf ein Projekt, das in Worms bereits zwei Mal stattgefunden hat und ab dem Frühjahr 2026 in optimierter Form weitergeführt wird: Das sind die Klimafit-Kurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule (vhs) basierend auf einem Konzept von REKLIM und dem WWF. Dieses Bildungsangebot vermittelt wertvolles Wissen rund um Klimaschutz, Klimawandel und Klimaanpassung – praxisnah und interaktiv. Zudem bieten die Klimafit-Kurse die Chance, sich lokal untereinander zu vernetzen und Gleichgesinnte zu finden. Es werden konkrete Impulse mitgegeben und aufgezeigt, wie jede und jeder im eigenen Umfeld etwas bewirken kann!
Nachhaltigkeit als Leitprinzip für die Stadtentwicklung in Worms
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung sind in Worms mehr als ein globaler Rahmen – sie sind ein konkreter Handlungsleitfaden für die Stadtverwaltung und ihre Bürgerinnen und Bürger. Ob Klimaschutz, soziale Teilhabe oder nachhaltiger Konsum: Jede Entscheidung zählt. Mit Projekten wie dem Bürgernetzwerk Solar, den Klimafit-Kursen und dem STADTWANDELN zeigt Worms, wie lokale Initiativen globale Wirkung entfalten können. Die Stadt setzt auf Beteiligung, Transparenz und Innovation – und lädt alle dazu ein, aktiv Teil der nachhaltigen Transformation zu werden.
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